Spielzeit 2024/25, 3. Regionalliga, Zone D
4. Runde: Fribourg 3 – SKKB2 2 : 2
Brett | Name | Elo* | Name | Elo* | Resultat | |
1 | Idel A. B. Santos | 1683 | – | Prajan Ravikumar | 1790 | 1 : 0 |
2 | Adam Mioduszewski | 1400 | – | Nicolas Burri | 1663 | 0 : 1 |
3 | Nicolas Bovel | – | – | Domenic Seiler | – | 1 : 0 |
4 | Francesc Oro | 1500 | – | Pijanan Ravikumar | 1644 | 0 : 1 |
*Vom SSB per 1.1.2025 an die FIDE angepasste Elo-Werte
Fribourg 3 – Köniz Bubenberg 2 2:2 – trotz Orientierungsschwierigkeiten – auf und neben dem Brett – wurde der 1. Punkt erkämpft!
Froh bin ich stets, wenn alle zur richtigen Zeit am Besammlungsort erscheinen. Das klappte auch diesmal problemlos. Nach der Anzeigetafel war vorgesehen, dass der Zug auf Gleis 8 abfährt. Das empfand ich als angenehm, denn die Zahl 8 steht zumindest in der asiatisch-chinesischen Kultur als Glückszahl!
Auf dem Gleis bemerkte ich jedoch schnell, dass da wenig Menschen waren. Das kam mir skurril vor, denn die Strecke Bern – Lausanne – Genf ist eine Hauptlinie der SBB. Erst beim genauen hinschauen, bemerkten wir die Gleisänderung. Es war schon zu spät und wir mussten kurzerhand auf einen Bummler wechseln. Die Jungs erhielten im Zug den nächsten Schock. Ich gab das Teamziel bekannt, und zwar mit der Bemerkung, dass wir nach Bern zurück laufen, wenn wir das Ziel nicht erreichen – das war mind. 1 Pkt.! Manchmal gibt es auch Drohungen, die nicht auf dem Schachbrett sind und trotzdem mit Schach zu tun haben. Jedenfalls sollte das nicht ohne Wirkung sein!
Bei der Einladung fehlte mir eine Skizze oder Plan, wie wir das Spiellokal der Freiburger erreichen können. Mit Laptop und Natel versuchte ich vorab den richtigen Weg zu finden, bekam jedoch ein schlechtes Gefühl dabei. Darum sagte ich noch im Zug zu Nicolas, dass er auch kurz den Weg überprüfen soll.
Ich weiss von mir, dass ich mit Karten regelmässig orientierungs-schwach bin. Ich war beispielsweise als wenig motivierter Korporal für einen Pinzgauer (ein milit. Fahrzeug) verantwortlich, mit dem wir im Raum St. Galler Rheintal Aufträge zu erledigen hatten. Ich war Beifahrer und hatte mit Karten den Weg dem Fahrer zu erklären. Auf einmal standen wir bei AU (SG) unmittelbar vor der Grenze und Zoll zu Österreich (das mit einem guten Dutzend voll ausgerüsteten Rekruten im Fahrzeug!). Ich sagte zum Fahrer: «Au – ich denke, wir sind falsch!». Auch in Fribourg lief ich geradezu in die falsche Richtung. Bis wir das korrigierten und ich die Führung Nicolas überlies. Mit ihm kamen wir dann schnörkellos zum Spiellokal. Dort standen wir zuerst vor einer verschlossenen Tür, bis ein Fribourger Nachsicht mit uns hatte.
Wir begrüssten den Gegner, der auch mit jungen Spielern antrat. Ich sah uns auf dem Papier favorisiert. Aber – das bedeutet oft nicht wirklich viel. Die Eröffnungen spielten alle gut – Gegner und eigene. Ich war jedenfalls sehr zufrieden. Insbesondere unsere Weissspieler Nicolas und Pijanan machten bereits mächtig Dampf. Prajan und Domenic Seiler, der bei uns sein Debut im Erwachsenenschach gab, standen solid.
Nach einer Stunde konnte ich schon aufatmen, denn Nicolas hatte kompensationslos einen Turm mehr und stand glatt auf Gewinn. Prajan hatte einen Mehrbauern und sein Gegner zusätzlich eine schreckliche Bauernaufstellung auf der Damenseite. Pijanan und Domenic standen gut und hatten sich in ihren Stellungen keine grossen Befürchtungen zu machen.
Kurze Zeit später fuhr Nicolas den ersten Punkt für uns ein. Jedoch geriet ein Läufer von Prajan dermassen auf Abwege, dass seine Stellung nicht mehr zu halten war. Ich hatte Bedauern mit Prajan – er spielte am Anfang sehr genau und geriet dann mit einem Fehler auf die Seite der Niederlage. Ja – Schach ist und kann brutal sein – eine Unaufmerksamkeit reicht und man kann nichts mehr machen. Trotzdem kämpfte Prajan weiter und hoffte auf einen Fehler seines Gegners.
An Brett 3 bei Pijanan stand es nach wie vor ausgeglichen, während bei Domenic die Springer sich gegen den Rand absetzten, was mir nicht so ganz gefiel.
Leider konnte Prajan wirklich nichts mehr machen – ausser dem Gegner zu gratulieren. So stand es 1 zu 1. Kurze Zeit später nach einer Unaufmerksamkeit ging bei Domenic ein Springer verloren. In einer Stellung, die für Domenic hoffnungslos war. Er gab auf und wir lagen 1 zu 2 zurück. Es drohte die 7-stündige Wanderung nach Bern!
Zum Glück hatte Pijanan viel Schnauf drauf und kämpfte wie ein Löwe. Er führte nach fast 4 Stunden im Endspiel seinen König und Türme aktiver und schuf sich Vorteile, die er zuerst in den Gewinn eines Bauern und wenig später zum Gewinn der Partie brachte. Bravo! Und alle waren froh!
Jörg Brauchli / ML
3. Runde: Bern SK 5 – SKKB2 3 : 1
Brett | Name | Elo | Name | Elo | Resultat | |
1 | Simon Rufener | 1763 | – | Jörg Brauchli | 1880 | 1 : 0 |
2 | Tindaro Ferraro | 2029 | – | Nahom Demoz | – | 1 : 0 |
3 | Emilio Ferraro | 1539 | – | Moritz Matti | 1245 | 1 : 0 |
4 | Gion Schäfer | 1383 | – | Pijanan Ravikumar | 1457 | 0 : 1 |
SK Bern 5 – Köniz Bubenberg 2: 3 – 1 Niederlage – wenn der Teamleiter besser rockt als zockt!
Es gibt Titel für starke Schachspieler (GM, IM, FM). Inoffiziell gibt es auch den Titel Teamleiter (TL). Das bin ich auch schon seit 40ig Jahren. Da gab es manche Erlebnisse und nicht nur diverse Aufstiege (in der Schachszene Schweiz gehöre ich allwä zu den Spielern, die am meisten aufgestiegen sind), die für mich besonders waren. Das hat oft auch mit den Aufstellungen zu tun. In jüngster Zeit vor bald 4 Jahren als ich mit den Senioren vom SKB gegen Bulle angetreten bin, errangen wir ein Unentschieden – und das mit notabene 1200 Elo weniger an 4 Brettern! Oder als ich mit lauter SKB Junioren 2022 in der SMM aufgestiegen bin. Oder noch früher als SKB 2 als klarer Aussenseiter gegen Sorab 1 in die 1. Liga aufgestiegen ist.
Mich freut es sehr, dass die Aufstiegsjunioren weiterhin Schach spielen – zwar nicht mehr so häufig wie noch 2022 – aber alle sind noch dabei und haben mit Timo Braun einen engagierten Teamleiter, den ich kurzerhand vor meinem Wechsel zu den Bubenbergler zu meinem Nachfolger als Teamleiter machte. Das was ich mit diesen Junioren säte, gedeiht weiter – das macht mich heiter!
Vor dem Wechsel versuchte ich noch den Vater von Valerio und Emiliano Ferraro – Tindaro – zum Schachcomeback zu überreden. Das schaffte ich zwar vor zwei Jahren nicht. Aber kurze Zeit später gab Tindaro in den Teams seiner Söhne doch noch sein Comeback (nach 20 Jahren Schachpause!). Er wird nun regelmässig im SMM 1. Ligateam vom SKB eingesetzt.
Gegen das Team, das ich in ihrer 1. Saison leiten durfte, traten wir nun an. Mein Ziel war es, den ersten Mannschaftspunkt zu holen. Ich rechnete damit, dass ein Weissbrett von uns punktet und kalkulierte noch den Sieg von mir ein. Gerade in den Aufstellungen hatte ich oftmals ein geschicktes Händchen – diesmal sollte es jedoch nicht sein!
Bei uns gaben die Junioren Nahom Demoz und Moritz Matti ihre Debuts im Erwachsenen Mannschaftsschach. Nahom bekam es dabei mit dem «harten Brocken» Tindaro Ferraro zu tun, den ich ich definitiv nicht auf der Rechnung hatte.
In der Eröffnungsphase war an drei Brettern alles ok. Ich hatte einen Franzosen auf dem Brett – jedoch mit früh a 3 – was mir unbekannt war. Moritz nahm sich viel Zeit und stand wacker mit seinen schwarzen Steinen. Pijanan spielte ebenfalls die Eröffnung gekonnt. Nur bei Nahom sah es nicht wirklich gut aus. Er verlor schon in der Eröffnung einen Bauern (auch in einem Franzosen) – gegen den Topspieler von Bern war das auch nicht verwunderlich.
Den Bauernvorteil führte Tindaro gekonnt zum Sieg. Es stand nach 2 h 1 zu 0 für Bern. Da sah die Stellung von Pijanan schon super aus. Er hatte glatt mit einer Drohung einen Mehrturm erspielt. Moritz, der zwischenzeitlich einen Mehrbauern hatte, riss ein wenig der Faden und er stand in der Defensive. Ein wenig später folgte der Punkt von Pijanan aber auch die Niederlage von Moritz, der nach einem kleinen Fehler auch noch in eine Springergabel lief.
Es lag jetzt an mir, den Punkt zu holen, um das Mannschaftsziel zu erreichen. Bisher liefen die Ergebnisse nach Planung / Vorstellung. Pijanan holte den Weisspunkt.
Gegen den 17-jährigen Simon Rufener, der von den SK Bern Mitgliedern Jean-Marc Horber und Oliver Sutter beim Schachspielen am Bundesplatz am 1. August 2023 entdeckt wurde (ich war auch dabei) und grad einmal 1.5 Jahre Clubschach spielt, stand ich nach der Eröffnung suboptimal, konnte meine Stellung jedoch sukzessive verbessern. Ich merkte, dass es eine enge Kiste werden würde. Nach etwa 3 h schaffte ich eine simple Drohung aufzubauen mit der ich Vorteil bekam. Danach zog ich jedoch nicht die besten Züge und meine Stellung stockte. Zwar hatte ich Zeitvorteil. Aber bei mir ging langsam die Puste aus. Es schien nicht vorteilhaft zu sein, dass ich am Vorabend bis sehr, sehr spät im Gaskessel bei «back to the roots» wild das Tanzbein schwang. Früher war das kein Problem. Ich rockte bis es hell wurde und zockte trotzdem noch angemessen Schach.
Jetzt wurde ich nervös und fahrig, schrieb nicht mehr richtig auf und hatte Mühe mit der Konzentration. Mein Zeitvorteil verstrich. Um den Punkt zu holen versuchte ich es mit der Brechstange. Obwohl ich sah, dass ich mit einem Bauernzug den gegnerischen Läufer zum Riesen machen werde, zog ich den Bauern. Die Brechstange wurde damit zur Brechnadel. Ich verdarb damit meine Stellung und gab kurz nach der Zeitkontrolle nach 4 h auf.
Hast du Schnauf beim Tanzen, liegst du danach beim Schach auf dem Ranzen!
Joerg /ML
2. Runde: SKKB2 – Bern SK 4 0.5 : 3.5
Brett | Name | Elo | Name | Elo | Resultat | |
1 | Prajan Ravikumar (w) | 1697 | – | Oliver Stettler | 1762 | 0.5 : 0.5 |
2 | Christoph Bigler (s) | 1514 | – | Linus Rösler | 1825 | 0 : 1 |
3 | Nicolas Burri (w) | 1563 | – | Dario Hilpertshauser | 1662 | 0 : 1 |
4 | Pijanan Ravikumar (s) | 1447 | – | Rafael Ernst | 1726 | 0 : 1 |
Am 2. November 2024, dem zweiten Spieltag der SGM, durften wir das vierte Team des Schachklubs Bern im Stapfen begrüssen. Für mich war es ein spezieller Tag, da ich das erste Mal als stellvertretender Teamleiter eine Teamleitung im Schach übernehmen durfte, weil unser eigentlicher Teamleiter Jörg Brauchli nicht teilnehmen konnte. Ich war an diesem Tag ein wenig nervös und aufgeregt, und hoffte darauf, dass alles reibungslos abläuft. Zum Glück war ich aber nicht allein im Stapfen und meine Mitspieler wie auch die Spieler vom Team Köniz Bubenberg 4, welche auch ein Heimspiel hatten, halfen mir bei den Vorbereitungen, dem Ablauf, wie auch am Schluss beim Aufräumen. Dies war für mich eine super erste Erfahrung als Teamleiter und ich freue mich schon nächstes Jahr dann offiziell eine Mannschaft in der SMM zu leiten.
Spielbericht:
Wie auch unser Team besteht SK Bern 4 aus einem verhältnismässig jungen Team, aber auch einem sehr starken Team. Ausser auf dem ersten Brett bestand eine Elo-Differenz von Hundert oder mehr zugunsten von SK Bern 4. Dies hatte uns vorher auch Jörg schon gesagt und wies uns darauf hin, dass wir auch bei diesem Match vor allem auf unsere eigenen Resultate schauen können und ein Remis gut anbieten oder akzeptieren dürfen.
Auch wenn die Elo-Differenz recht gross war, und wir wussten, dass es schwierig wird, haben wir uns nicht abschrecken lassen. Nach Spielbeginn und Eröffnungen sahen alle Partien noch gut aus.
Jedoch etwa eine Stunde später hatte sich die Situation auf meinem Brett sehr verschlechtert: nicht nur war ich einem starken Angriff ausgesetzt, bei dem ich einen wichtigen Bauer verlor, es kam dazu auch noch eine grössere Zeitdifferenz zum Nachteil von mir. Auf den anderen Brettern war die Situation noch ausgeglichen, Christoph konnte sogar einen leichten Vorteil gegenüber seinem Gegner erlangen. Nach etwa zweieinhalb Stunden tappte ich dann in eine Falle und verlor einen Turm, während ich einen Matt-Angriff abwehren wollte und ich gab auf. Auf dem Brett von Prajan wurde zu diesem Zeitpunkt viel abgetauscht und sie kamen in ein Endspiel mit gleich vielen Bauern, aber Prajan hatte beide Läufer und sein Gegner beide Springer. Nach ein paar weiteren Zügen wurde dann ein Remis ausgemacht. Pijanan stand nach einem längeren Mittelspiel dann ein wenig schlechter. Als es dann ins Endspiel kam, musste Pijanan seinen Läufer gegen einen umgewandelten Bauer tauschen und als klar wurde, dass sein Gegner den nächsten Bauern umwandeln kann, gab Pijanan auf. Christoph war im Mittelspiel gut dabei, jedoch verpasste er bei einem grösseren Abtausch, welcher zu einem Damen-Endspiel mit Bauern führte, eine Kombination seines Gegners und verlor zwei Bauern. Er kämpfte noch tapfer für etwa eine Stunde weiter, jedoch konnte sein Gegner am Schluss aus den Dauerschachversuchen von Christoph entkommen und eine zweite Dame war für ihn sicher. Am Schluss verloren wir leider mit 0.5 zu 3.5. Jedoch haben wir tapfer und mutig gekämpft. Vor allem Christoph und Pijanan, welche gegen Gegner mit fast 300 Elo mehr spielen mussten, konnten beweisen, dass sie auch gut gegen höher bewertete Spieler mithalten können.
Nicolas Burri, Stv. ML
1. Runde: SKKB2 – Gurten 1 1.5 : 2.5
Brett | Name | Elo | Name | Elo | Resultat | |
1 | Joerg Brauchli (w) | 1866 | – | Fritz Maurer | 1942 | 1 : 0 |
2 | Nicolas Burri (s) | 1563 | – | Markus Spring | 1818 | 0 : 1 |
3 | Christoph Bigler (w) | 1514 | – | Matthias Burkhalter | 1767 | 0.5 : 0.5 |
4 | Pijanan Ravikumar (s) | 1447 | – | Joseph Rüdisüli | 1758 | 0 : 1 |
Köniz Bubenberg 2 – ASV Gurten 1 1.5 : 2.5 – eine Niederlage mit Ansage.
Wenn der Geist des Arbeiterschachs wacht!
Der ASV Gurten ist ausser dem ASK Reti Zürich der einzige Verein in der schweizerischen Schachszene, der den Namen «Arbeiter» noch im Vereinsnahmen führt. Das ist ein Grund, einen kurzen Rückblick in die Geschichte des ehemaligen Schweizerischen Arbeiter-Schachbundes (SASB) zu tun.
Die Ursprünge der Arbeiterschachbewegung der Schweiz lagen in Zürich. 1900 wurde der Arbeiterschachverein Neu-Zürich gegründet, der sich 1910 in ASK International umbenannte.
Ab 1920 bestanden weitere unabhängige Sektionen in Basel, Bern und Winterthur. Darum wurde vor gut 100 Jahren Dank der Initiative von Heinrich Diggelmann (Zürich) der Schweizerische Arbeiter Schachbund (SASB) gegründet. Er zählte beim der Gründungszeitpunkt rund 140 Mitglieder.
1932 führte der SASB bereits 43 Sektionen (Klubs) mit 1120 Mitgliedern. Nicht nur wegen der Weltwirtschaftskrise der 30er Jahren und dem 2. Weltkrieg machte der Verband eine stürmische Entwicklung durch. Wegen Richtungsfragen wurde auch intern manch politischer Strauss ausgefochten.
Nach dem 2. Weltkrieg verschwand die sozialistische Tendenz allmählich und Angestellte nahmen einen stetig wachsenden Platz in den Klubs und dem Dachverband ein.
1970 zählte der SASB rund 1500 Mitglieder, die in 63 Sektionen organisiert waren. In den Statuten von 1981 wurde erstmals auf jede politische Positionierung verzichtet. Schliesslich kam es 1995 nach längeren Diskussionen zur Fusion mit dem bürgerlichen Schweizerischen Schachverband (SSV) zum Schweizerischen Schachbund (SSB).
Die Mannschaftsmeisterschaft des SASB – die Gruppenmeisterschaft (SGM) blieb bis heute bestehen sowie die Einzelmeisterschaft (Bundesturnier).
Ich erlebte vor über 40ig Jahren meine ersten Mannschaftswettkämpfe und nationale / regionale Turniere in den Gefässen des SASB und durfte einiges erleben, dass ich nicht mehr vergessen werde. So beispielsweise spielten wir in meiner Ursprungssektion Weinfelden gegen die Eisenbahner Zürich. Wir jungen Ostschweizer kamen direkt vom Open-Air St. Gallen. Die Zürcher – alles bestandene Männer – kamen bei uns an, bestellten je ein grosses Bier und gaben uns ihre grossen Pranken und dutzend uns zugleich. Wir spielten den Match der Generationen und nahmen danach alle zusammen ein Bier. Die Ostschweizer gingen wieder ans Konzert nach St. Gallen und die Zürcher liessen sich mit Trank und Znacht weiter gut gehen.
Mir war der SASB stets wichtig und es gefiel mir dort einfach viel besser. Ich spürte die Menschen mit ihren Gedanken, Wesen und Seelen irgendwie einfach mehr – und kam viel einfacher in Kontakt mit den Individuen. Zudem verliess die Aura des Sozialistisch-sozialdemokratischen nie wirklich den Verband und war irgendwie einfach die Kraft, die über den Verband und Menschen wacht.
Als ich 1997 nach Bern kam, verging darum keine Woche und ich ging in die «Fige» (eine Kultbeiz gegenüber dem KV Bern mit Spezialität Stelzen (Haxen)) zum ASV Gurten. Dort füllte der Doyen des Klubs, der bereits betagte Otto Burkhalter, in einem 45 minütigen Prozedere das Anmeldeformular mit mir aus.
Der ASV Gurten hatte im Schweizerischen Arbeiterschach lange eine wesentliche Rolle gespielt. Manchmal stimmte der halbe Verein an den Delegiertentagen mit, da sie Mitglieder im Zentralvorstand (Otto Burkhalter), in der SGM-Leitung (Jürg Burkhalter, Sohn von Otto), in der Redaktion (Matthias Burkhalter, Sohn von Otto) und Regionalvorstand hatten. Gründungsmitglieder vom ASV Gurten waren übrigens der Vater (Ernst Held) und Onkel (Paul Held) von unserem Ehrenpräsidenten Hans Held. Hans ist schon 73 Jahre Mitglied beim ASV Gurten – das ist national ein Topwert. Als ich bei den «Gürtelern» begann, nahm der hochbetagte Papa, Ernst Held, von Hans rege am Vereinsabend teil. Die Gürteler sind / waren wie kaum ein anderer Verein in der Schweiz – wie eine grosse Familie!
Zum Spielbericht:
Vor dem Spiel breefte ich Team 2 und stellte sie für den Wettkampf ein. Mir war klar, dass wir gegen das Topteam unserer Gruppe keinen Hauch einer Chance haben werden. Darum gab ich jedem von uns klar zu verstehen, dass sie auf ihr eigenes Resultat spielen dürfen. Es gab also keine Stallorder, denn jeder durfte ein Remis anbieten oder annehmen nach eigenem Gusto.
Der ASV Gurten kam fast in Bestbesetzung – nur ihr Teamleiter, Michael Burkhalter (Enkel von Otto Burkhalter) fehlte. Sie hatten ab Brett 2 zwischen 250 bis 300 Elo mehr als wir. Einzig bei mir gegen den Routinier, Fritz Maurer, war die Elodifferenz nicht dreistellig.
Trotzdem gefiel mir der Beginn sehr gut. Nach einer gespielten Stunde waren alle Bretter noch offen. Das freute mich, hatten wir doch die Eröffnungsphase schadlos überstanden.
Nach etwa zwei Stunden änderte sich die Lage zu Ungunsten von uns. Nicolas und Pijanan verloren je einen Bauern. Dafür kämpfte Christoph heroisch. Er stand zu Beginn ein bisschen passiv, steigerte sich dafür je länger die Partie dauerte.
Er war es dann auch, der nach gut 2.5 Stunden ein Remis erreichte. Damit war mein Ziel, nicht alle Spiele zu verlieren, bereits geschafft.
Nicolas und Pijanan wurden dafür je länger die Partie ging, desto mehr von ihren viel stärkeren Gegnern überfahren. Nach etwa 3 Stunden gaben sie dann auch ihre Partie auf.
Bei mir sah lange alles gut aus. Wir waren jenseits des 20. Zugs als mir eine Ungenauigkeit unterlief. Das nutze Fritz Maurer gnadenlos aus und er gewann einen wichtigen Bauern. Die Stellung bot mir trotzdem einige taktische Möglichkeiten. Das sah aber Fritz und der Haudegen baute selber taktische Motive auf. Als ich dachte, dass ich mit einem Trick in den Remishafen einschiffen kann, zeigte mir der Schachhaudegen, was in ihm steckt. Er zauberte eine Kombination auf das Brett, die mich einen zweiten Bauern kostete. Da war ich in Gedanken bereits bei der Aufgabe – spielte aber noch weiter. Bei mir kam die Zeitnot und Fritz stand klar auf Gewinn. Ich entschloss mich einen Bauernzug zu tätigen, der an sich harmlos war. Nur zog Fritz a tempo ohne gross zu überlegen und stellte damit die ganze Partie auf den Kopf. Er verlor seine Dame und damit die Partie. Normalerweise geschieht so was ab und zu mir. Aber ausgerechnet gegen den ASV Gurten war es umgekehrt. Irgendwie kam es mir vor, als ob der Geist des Arbeiterschachs an diesem Tag, mir wohl gesinnt war. Diese Kraft hatte für mich gewacht!
Jörg Brauchli / ML