Spielzeit 2024/25, 3. Regionalliga, Zone D
2. Runde: SKKB2 – Bern SK 4 0.5 : 3.5
Brett | Name | Elo | Name | Elo | Resultat | |
1 | Prajan Ravikumar (w) | 1697 | – | Oliver Stettler | 1762 | 0.5 : 0.5 |
2 | Christoph Bigler (s) | 1514 | – | Linus Rösler | 1825 | 0 : 1 |
3 | Nicolas Burri (w) | 1563 | – | Dario Hilpertshauser | 1662 | 0 : 1 |
4 | Pijanan Ravikumar (s) | 1447 | – | Rafael Ernst | 1726 | 0 : 1 |
Am 2. November 2024, dem zweiten Spieltag der SGM, durften wir das vierte Team des Schachklubs Bern im Stapfen begrüssen. Für mich war es ein spezieller Tag, da ich das erste Mal als stellvertretender Teamleiter eine Teamleitung im Schach übernehmen durfte, weil unser eigentlicher Teamleiter Jörg Brauchli nicht teilnehmen konnte. Ich war an diesem Tag ein wenig nervös und aufgeregt, und hoffte darauf, dass alles reibungslos abläuft. Zum Glück war ich aber nicht allein im Stapfen und meine Mitspieler wie auch die Spieler vom Team Köniz Bubenberg 4, welche auch ein Heimspiel hatten, halfen mir bei den Vorbereitungen, dem Ablauf, wie auch am Schluss beim Aufräumen. Dies war für mich eine super erste Erfahrung als Teamleiter und ich freue mich schon nächstes Jahr dann offiziell eine Mannschaft in der SMM zu leiten.
Spielbericht:
Wie auch unser Team besteht SK Bern 4 aus einem verhältnismässig jungen Team, aber auch einem sehr starken Team. Ausser auf dem ersten Brett bestand eine Elo-Differenz von Hundert oder mehr zugunsten von SK Bern 4. Dies hatte uns vorher auch Jörg schon gesagt und wies uns darauf hin, dass wir auch bei diesem Match vor allem auf unsere eigenen Resultate schauen können und ein Remis gut anbieten oder akzeptieren dürfen.
Auch wenn die Elo-Differenz recht gross war, und wir wussten, dass es schwierig wird, haben wir uns nicht abschrecken lassen. Nach Spielbeginn und Eröffnungen sahen alle Partien noch gut aus.
Jedoch etwa eine Stunde später hatte sich die Situation auf meinem Brett sehr verschlechtert: nicht nur war ich einem starken Angriff ausgesetzt, bei dem ich einen wichtigen Bauer verlor, es kam dazu auch noch eine grössere Zeitdifferenz zum Nachteil von mir. Auf den anderen Brettern war die Situation noch ausgeglichen, Christoph konnte sogar einen leichten Vorteil gegenüber seinem Gegner erlangen. Nach etwa zweieinhalb Stunden tappte ich dann in eine Falle und verlor einen Turm, während ich einen Matt-Angriff abwehren wollte und ich gab auf. Auf dem Brett von Prajan wurde zu diesem Zeitpunkt viel abgetauscht und sie kamen in ein Endspiel mit gleich vielen Bauern, aber Prajan hatte beide Läufer und sein Gegner beide Springer. Nach ein paar weiteren Zügen wurde dann ein Remis ausgemacht. Pijanan stand nach einem längeren Mittelspiel dann ein wenig schlechter. Als es dann ins Endspiel kam, musste Pijanan seinen Läufer gegen einen umgewandelten Bauer tauschen und als klar wurde, dass sein Gegner den nächsten Bauern umwandeln kann, gab Pijanan auf. Christoph war im Mittelspiel gut dabei, jedoch verpasste er bei einem grösseren Abtausch, welcher zu einem Damen-Endspiel mit Bauern führte, eine Kombination seines Gegners und verlor zwei Bauern. Er kämpfte noch tapfer für etwa eine Stunde weiter, jedoch konnte sein Gegner am Schluss aus den Dauerschachversuchen von Christoph entkommen und eine zweite Dame war für ihn sicher. Am Schluss verloren wir leider mit 0.5 zu 3.5. Jedoch haben wir tapfer und mutig gekämpft. Vor allem Christoph und Pijanan, welche gegen Gegner mit fast 300 Elo mehr spielen mussten, konnten beweisen, dass sie auch gut gegen höher bewertete Spieler mithalten können.
Nicolas Burri, Stv. ML
1. Runde: SKKB2 – Gurten 1 1.5 : 2.5
Brett | Name | Elo | Name | Elo | Resultat | |
1 | Joerg Brauchli (w) | 1866 | – | Fritz Maurer | 1942 | 1 : 0 |
2 | Nicolas Burri (s) | 1563 | – | Markus Spring | 1818 | 0 : 1 |
3 | Christoph Bigler (w) | 1514 | – | Matthias Burkhalter | 1767 | 0.5 : 0.5 |
4 | Pijanan Ravikumar (s) | 1447 | – | Joseph Rüdisüli | 1758 | 0 : 1 |
Köniz Bubenberg 2 – ASV Gurten 1 1.5 : 2.5 – eine Niederlage mit Ansage.
Wenn der Geist des Arbeiterschachs wacht!
Der ASV Gurten ist ausser dem ASK Reti Zürich der einzige Verein in der schweizerischen Schachszene, der den Namen «Arbeiter» noch im Vereinsnahmen führt. Das ist ein Grund, einen kurzen Rückblick in die Geschichte des ehemaligen Schweizerischen Arbeiter-Schachbundes (SASB) zu tun.
Die Ursprünge der Arbeiterschachbewegung der Schweiz lagen in Zürich. 1900 wurde der Arbeiterschachverein Neu-Zürich gegründet, der sich 1910 in ASK International umbenannte.
Ab 1920 bestanden weitere unabhängige Sektionen in Basel, Bern und Winterthur. Darum wurde vor gut 100 Jahren Dank der Initiative von Heinrich Diggelmann (Zürich) der Schweizerische Arbeiter Schachbund (SASB) gegründet. Er zählte beim der Gründungszeitpunkt rund 140 Mitglieder.
1932 führte der SASB bereits 43 Sektionen (Klubs) mit 1120 Mitgliedern. Nicht nur wegen der Weltwirtschaftskrise der 30er Jahren und dem 2. Weltkrieg machte der Verband eine stürmische Entwicklung durch. Wegen Richtungsfragen wurde auch intern manch politischer Strauss ausgefochten.
Nach dem 2. Weltkrieg verschwand die sozialistische Tendenz allmählich und Angestellte nahmen einen stetig wachsenden Platz in den Klubs und dem Dachverband ein.
1970 zählte der SASB rund 1500 Mitglieder, die in 63 Sektionen organisiert waren. In den Statuten von 1981 wurde erstmals auf jede politische Positionierung verzichtet. Schliesslich kam es 1995 nach längeren Diskussionen zur Fusion mit dem bürgerlichen Schweizerischen Schachverband (SSV) zum Schweizerischen Schachbund (SSB).
Die Mannschaftsmeisterschaft des SASB – die Gruppenmeisterschaft (SGM) blieb bis heute bestehen sowie die Einzelmeisterschaft (Bundesturnier).
Ich erlebte vor über 40ig Jahren meine ersten Mannschaftswettkämpfe und nationale / regionale Turniere in den Gefässen des SASB und durfte einiges erleben, dass ich nicht mehr vergessen werde. So beispielsweise spielten wir in meiner Ursprungssektion Weinfelden gegen die Eisenbahner Zürich. Wir jungen Ostschweizer kamen direkt vom Open-Air St. Gallen. Die Zürcher – alles bestandene Männer – kamen bei uns an, bestellten je ein grosses Bier und gaben uns ihre grossen Pranken und dutzend uns zugleich. Wir spielten den Match der Generationen und nahmen danach alle zusammen ein Bier. Die Ostschweizer gingen wieder ans Konzert nach St. Gallen und die Zürcher liessen sich mit Trank und Znacht weiter gut gehen.
Mir war der SASB stets wichtig und es gefiel mir dort einfach viel besser. Ich spürte die Menschen mit ihren Gedanken, Wesen und Seelen irgendwie einfach mehr – und kam viel einfacher in Kontakt mit den Individuen. Zudem verliess die Aura des Sozialistisch-sozialdemokratischen nie wirklich den Verband und war irgendwie einfach die Kraft, die über den Verband und Menschen wacht.
Als ich 1997 nach Bern kam, verging darum keine Woche und ich ging in die «Fige» (eine Kultbeiz gegenüber dem KV Bern mit Spezialität Stelzen (Haxen)) zum ASV Gurten. Dort füllte der Doyen des Klubs, der bereits betagte Otto Burkhalter, in einem 45 minütigen Prozedere das Anmeldeformular mit mir aus.
Der ASV Gurten hatte im Schweizerischen Arbeiterschach lange eine wesentliche Rolle gespielt. Manchmal stimmte der halbe Verein an den Delegiertentagen mit, da sie Mitglieder im Zentralvorstand (Otto Burkhalter), in der SGM-Leitung (Jürg Burkhalter, Sohn von Otto), in der Redaktion (Matthias Burkhalter, Sohn von Otto) und Regionalvorstand hatten. Gründungsmitglieder vom ASV Gurten waren übrigens der Vater (Ernst Held) und Onkel (Paul Held) von unserem Ehrenpräsidenten Hans Held. Hans ist schon 73 Jahre Mitglied beim ASV Gurten – das ist national ein Topwert. Als ich bei den «Gürtelern» begann, nahm der hochbetagte Papa, Ernst Held, von Hans rege am Vereinsabend teil. Die Gürteler sind / waren wie kaum ein anderer Verein in der Schweiz – wie eine grosse Familie!
Zum Spielbericht:
Vor dem Spiel breefte ich Team 2 und stellte sie für den Wettkampf ein. Mir war klar, dass wir gegen das Topteam unserer Gruppe keinen Hauch einer Chance haben werden. Darum gab ich jedem von uns klar zu verstehen, dass sie auf ihr eigenes Resultat spielen dürfen. Es gab also keine Stallorder, denn jeder durfte ein Remis anbieten oder annehmen nach eigenem Gusto.
Der ASV Gurten kam fast in Bestbesetzung – nur ihr Teamleiter, Michael Burkhalter (Enkel von Otto Burkhalter) fehlte. Sie hatten ab Brett 2 zwischen 250 bis 300 Elo mehr als wir. Einzig bei mir gegen den Routinier, Fritz Maurer, war die Elodifferenz nicht dreistellig.
Trotzdem gefiel mir der Beginn sehr gut. Nach einer gespielten Stunde waren alle Bretter noch offen. Das freute mich, hatten wir doch die Eröffnungsphase schadlos überstanden.
Nach etwa zwei Stunden änderte sich die Lage zu Ungunsten von uns. Nicolas und Pijanan verloren je einen Bauern. Dafür kämpfte Christoph heroisch. Er stand zu Beginn ein bisschen passiv, steigerte sich dafür je länger die Partie dauerte.
Er war es dann auch, der nach gut 2.5 Stunden ein Remis erreichte. Damit war mein Ziel, nicht alle Spiele zu verlieren, bereits geschafft.
Nicolas und Pijanan wurden dafür je länger die Partie ging, desto mehr von ihren viel stärkeren Gegnern überfahren. Nach etwa 3 Stunden gaben sie dann auch ihre Partie auf.
Bei mir sah lange alles gut aus. Wir waren jenseits des 20. Zugs als mir eine Ungenauigkeit unterlief. Das nutze Fritz Maurer gnadenlos aus und er gewann einen wichtigen Bauern. Die Stellung bot mir trotzdem einige taktische Möglichkeiten. Das sah aber Fritz und der Haudegen baute selber taktische Motive auf. Als ich dachte, dass ich mit einem Trick in den Remishafen einschiffen kann, zeigte mir der Schachhaudegen, was in ihm steckt. Er zauberte eine Kombination auf das Brett, die mich einen zweiten Bauern kostete. Da war ich in Gedanken bereits bei der Aufgabe – spielte aber noch weiter. Bei mir kam die Zeitnot und Fritz stand klar auf Gewinn. Ich entschloss mich einen Bauernzug zu tätigen, der an sich harmlos war. Nur zog Fritz a tempo ohne gross zu überlegen und stellte damit die ganze Partie auf den Kopf. Er verlor seine Dame und damit die Partie. Normalerweise geschieht so was ab und zu mir. Aber ausgerechnet gegen den ASV Gurten war es umgekehrt. Irgendwie kam es mir vor, als ob der Geist des Arbeiterschachs an diesem Tag, mir wohl gesinnt war. Diese Kraft hatte für mich gewacht!
Jörg Brauchli / ML